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Der Geiger Dylan Blackmore ist mit seinem „Musikzimmer“ in Schmargendorf so erfolgreich, dass er jetzt auch Konzerte am Pariser Platz veranstaltet. Dylan Blackmore ist ein findiger Zeitgenosse. Wer den 41-Jährigen zum ersten Mal trifft, wundert sich, dass sein Deutsch gar keinen britischen Touch hat, sondern eindeutig einen russischen. Ja, seinen Namen habe er ins Englische übertragen, als er vor 23 Jahren nach Deutschland kam, sagt Blackmore – und legt zum Beweis gleich noch ungefragt seinen Personalausweis auf den Tisch. In Berlin, einer von bestens ausgebildeten Musikerinnen und Musikern aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion geradezu gefluteten Stadt, ist es dem künstlerischen Fortkommen in der Tat vermutlich nicht abträglich, wenn der eigene Name eine walisische Abstammung suggeriert. Dylan steht dort für den mythischen Gott des Meeres. In Köln und Würzburg hat der Geiger studiert, eine Festanstellung fand er anschließend beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin. Acht Jahre hat er hier gespielt, parallel aber auch einen Handel mit Violinen gestartet. 2014 erzählte ihm dann ein Bekannter von der Möglichkeit, eine ehemalige Bank-Filiale in Schmargendorf zu mieten, in deren Keller sich ein geräumiger Tresor befindet, der sich bestens zur Aufbewahrung der wertvollen Instrumente eignet. Die Vision: Aus der alten Bank einen intimen Konzertsaal machen Dylan Blackmore verabredete also eine Besichtigung des Objekts, und als er in der ehemaligen Kassenhalle stand, hatte er die Vision: Hieraus könnte man einen intimen Konzertsaal machen! Privatwirtschaftlich betrieben, mit der Atmosphäre eines Salons. Was wiederum perfekt zum Standort im bürgerlichen Berliner Südwesten passt. In Wilfried Strehle, dem langjährigen Solo-Bratscher der Berliner Philharmoniker, fand Dylan Blackmore einen Mitstreiter, der Lust auf das Experiment hatte, in dem Ex-Geldhaus in der Warmbrunner Straße 52, nahe der Autobahnauffahrt Hohenzollerndamm, eine neue Klassik-Location zu etablieren. Der im internationalen Konzertbetrieb bestens vernetzte Strehle vermochte gleich zum Start jede Menge hochkarätige Künstler einzuladen, sodass sich „Blackmore’s Musikzimmer“ schnell einen Namen machte. Mittlerweile ist eine veritable Holding daraus geworden, mit Blackmore als omnipräsentem Impresario. Die beachtliche Anzahl von 200 Konzerten pro Saison resultiert daraus, dass hier jede Menge Meisterkurse stattfinden, jeweils verbunden mit Soireen der Dozenten sowie der Teilnehmer. Eine neue Spielstätte von Frank Gehry Emeritierte Professoren bilden den Kern des Lehrkörpers, regelmäßig unterrichtet auch Dmitri Bashkirov, der legendäre Moskauer Pianist und Schwiegervater Daniel Barenboims, oder auch Tomasz Tomaszewski, früher Konzertmeister im Orchester der Deutschen Oper. In Zusammenarbeit mit der Schweizer Privat-Musikhochschule Kaleidos bietet Blackmore zudem eine Music Academy an, bei der man zum Semesterpreis von 6000 Euro seinen Bachelor und Master machen kann. Außerdem läuft der Instrumentenhandel weiter, und der Konzertsaal kann für Feierlichkeiten aller Art gemietet werden, von der CD-Präsentation bis zur Geburtstagsparty. Dylan Blackmore selber hat vor Kurzem seine Hochzeit hier gefeiert. Der Schmargendorfer Klassik-Konzern läuft so gut, dass der geschäftstüchtige Geiger jetzt sogar den Sprung nach Mitte gewagt hat. In die Räume der Axica im Haus der DZ Bank am Pariser Platz kommt man normalerweise nicht. Dabei befindet sich hier, direkt neben der US- Botschaft, eine der spektakulärsten Versammlungsstätten der Hauptstadt, erdacht vom Stararchitekten Frank Gehry. Fast zwei Jahrzehnte bevor er für Berlin den Boulez Saal entwarf, konzipierte er hinter einer unscheinbaren Fassade eine seiner charakteristisch in den Raum wuchernden, skulpturalen Hallen. Konzerte am Brandenburger Tor Um die 500 Plätze füllen zu können, die dort zur Verfügung stehen, setzt Dylan Blackmore für die „Konzerte am Brandenburger Tor“ auf Populäres und Crossover. Den Anfang machte das Comdey-Duo Igudesman & Joo, an diesem Sonntag treten der Berliner Klarinettist Andreas Hofschneider und sein Sextett auf, um Swing in der Tradition von Benny Goodman zu spielen. Für Februar ist der Ungar Roby Lakatos angekündigt, im April wird es dann auch mal einen klassischen Klavierabend geben, mit der französischen Virtuosin Lise de la Salle. Mit 29 bis 69 Euro sind die Abende im Gehry-Bau recht hochpreisig, im Musikzimmer in Schmargendorf kann man schon für 19 Euro dabei sein, bei Nachwuchs-Abenden sogar für zehn. Außerdem sind die Zuhörer hier ganz nahe an den Interpreten. 200 Personen lassen sich maximal unterbringen, normalerweise aber werden die Sitzgelegenheiten so gruppiert, dass eine Club-Atmosphäre entsteht. Entspannt soll die Stimmung sein, Getränke dürfen ausdrücklich mit an den Platz genommen werden. Da fällt es wenig ins Gewicht, dass die Einrichtung des Musikzimmers stilistisch nicht ganz lupenrein gelungen ist, mit ihrer Mischung aus rot bezogenen Bistro- und Korbstühlen sowie schwarzen, wuchtigen Chippendale-Sofas, zwischen denen ein überlebensgroßer Windhund aus Porzellan auffällt, mit dem praktischen Laminatboden in Parkettoptik und den wild gemusterten Vliestapeten an den Wänden. Es gibt offensichtlich viele Menschen in Berlin, die gerne Klassik hören, denen es in der Philharmonie oder dem Konzerthaus aber zu formell zugeht. Wer beim legeren Musikgenuss den Vintage- Charme einer Klavierwerkstatt schätzt, den zieht es nach Gesundbrunnen, in den Pianosalon Christophori. Alle anderen weiß Dylan Blackmore zu bedienen.
Der Geiger Dylan Blackmore ist mit seinem „Musikzimmer“ in Schmargendorf so erfolgreich, dass er jetzt auch Konzerte am Pariser Platz veranstaltet. Dylan Blackmore ist ein findiger Zeitgenosse. Wer den 41-Jährigen zum ersten Mal trifft, wundert sich, dass sein Deutsch gar keinen britischen Touch hat, sondern eindeutig einen russischen. Ja, seinen Namen habe er ins Englische übertragen, als er vor 23 Jahren nach Deutschland kam, sagt Blackmore – und legt zum Beweis gleich noch ungefragt seinen Personalausweis auf den Tisch. In Berlin, einer von bestens ausgebildeten Musikerinnen und Musikern aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion geradezu gefluteten Stadt, ist es dem künstlerischen Fortkommen in der Tat vermutlich nicht abträglich, wenn der eigene Name eine walisische Abstammung suggeriert. Dylan steht dort für den mythischen Gott des Meeres. In Köln und Würzburg hat der Geiger studiert, eine Festanstellung fand er anschließend beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin. Acht Jahre hat er hier gespielt, parallel aber auch einen Handel mit Violinen gestartet. 2014 erzählte ihm dann ein Bekannter von der Möglichkeit, eine ehemalige Bank-Filiale in Schmargendorf zu mieten, in deren Keller sich ein geräumiger Tresor befindet, der sich bestens zur Aufbewahrung der wertvollen Instrumente eignet.
Dylan Blackmore verabredete also eine Besichtigung des Objekts, und als er in der ehemaligen Kassenhalle stand, hatte er die Vision: Hieraus könnte man einen intimen Konzertsaal machen! Privatwirtschaftlich betrieben, mit der Atmosphäre eines Salons. Was wiederum perfekt zum Standort im bürgerlichen Berliner Südwesten passt. In Wilfried Strehle, dem langjährigen Solo-Bratscher der Berliner Philharmoniker, fand Dylan Blackmore einen Mitstreiter, der Lust auf das Experiment hatte, in dem Ex-Geldhaus in der Warmbrunner Straße 52, nahe der Autobahnauffahrt Hohenzollerndamm, eine neue Klassik-Location zu etablieren. Der im internationalen Konzertbetrieb bestens vernetzte Strehle vermochte gleich zum Start jede Menge hochkarätige Künstler einzuladen, sodass sich „Blackmore’s Musikzimmer“ schnell einen Namen machte. Mittlerweile ist eine veritable Holding daraus geworden, mit Blackmore als omnipräsentem Impresario. Die beachtliche Anzahl von 200 Konzerten pro Saison resultiert daraus, dass hier jede Menge Meisterkurse stattfinden, jeweils verbunden mit Soireen der Dozenten sowie der Teilnehmer.
Emeritierte Professoren bilden den Kern des Lehrkörpers, regelmäßig unterrichtet auch Dmitri Bashkirov, der legendäre Moskauer Pianist und Schwiegervater Daniel Barenboims, oder auch Tomasz Tomaszewski, früher Konzertmeister im Orchester der Deutschen Oper. In Zusammenarbeit mit der Schweizer Privat-Musikhochschule Kaleidos bietet Blackmore zudem eine Music Academy an, bei der man zum Semesterpreis von 6000 Euro seinen Bachelor und Master machen kann. Außerdem läuft der Instrumentenhandel weiter, und der Konzertsaal kann für Feierlichkeiten aller Art gemietet werden, von der CD-Präsentation bis zur Geburtstagsparty. Dylan Blackmore selber hat vor Kurzem seine Hochzeit hier gefeiert. Der Schmargendorfer Klassik-Konzern läuft so gut, dass der geschäftstüchtige Geiger jetzt sogar den Sprung nach Mitte gewagt hat. In die Räume der Axica im Haus der DZ Bank am Pariser Platz kommt man normalerweise nicht. Dabei befindet sich hier, direkt neben der US- Botschaft, eine der spektakulärsten Versammlungsstätten der Hauptstadt, erdacht vom Stararchitekten Frank Gehry. Fast zwei Jahrzehnte bevor er für Berlin den Boulez Saal entwarf, konzipierte er hinter einer unscheinbaren Fassade eine seiner charakteristisch in den Raum wuchernden, skulpturalen Hallen.
Um die 500 Plätze füllen zu können, die dort zur Verfügung stehen, setzt Dylan Blackmore für die „Konzerte am Brandenburger Tor“ auf Populäres und Crossover. Den Anfang machte das Comdey-Duo Igudesman & Joo, an diesem Sonntag treten der Berliner Klarinettist Andreas Hofschneider und sein Sextett auf, um Swing in der Tradition von Benny Goodman zu spielen. Für Februar ist der Ungar Roby Lakatos angekündigt, im April wird es dann auch mal einen klassischen Klavierabend geben, mit der französischen Virtuosin Lise de la Salle. Mit 29 bis 69 Euro sind die Abende im Gehry-Bau recht hochpreisig, im Musikzimmer in Schmargendorf kann man schon für 19 Euro dabei sein, bei Nachwuchs-Abenden sogar für zehn. Außerdem sind die Zuhörer hier ganz nahe an den Interpreten. 200 Personen lassen sich maximal unterbringen, normalerweise aber werden die Sitzgelegenheiten so gruppiert, dass eine Club-Atmosphäre entsteht. Entspannt soll die Stimmung sein, Getränke dürfen ausdrücklich mit an den Platz genommen werden. Da fällt es wenig ins Gewicht, dass die Einrichtung des Musikzimmers stilistisch nicht ganz lupenrein gelungen ist, mit ihrer Mischung aus rot bezogenen Bistro- und Korbstühlen sowie schwarzen, wuchtigen Chippendale-Sofas, zwischen denen ein überlebensgroßer Windhund aus Porzellan auffällt, mit dem praktischen Laminatboden in Parkettoptik und den wild gemusterten Vliestapeten an den Wänden. Es gibt offensichtlich viele Menschen in Berlin, die gerne Klassik hören, denen es in der Philharmonie oder dem Konzerthaus aber zu formell zugeht. Wer beim legeren Musikgenuss den Vintage- Charme einer Klavierwerkstatt schätzt, den zieht es nach Gesundbrunnen, in den Pianosalon Christophori. Alle anderen weiß Dylan Blackmore zu bedienen.