Berlin.Südwest
30.05.2015

Blackmore's Music Lounge Wundertüte für kulturell Anspruchsvolle

Treffpunkt Kammermusiksaal.
Foto: Peter Freudenreich

Das ehemalige, schlichte Bankgebäude Warmbrunner Straße /Hohen- zollerndamm in Schmargendorf hat eine wundersame Wandlung erfahren: Wo einst Banknoten im Vordergrund standen, haben Musiknoten in vollendeter Form Einzug gehalten und im neuen Kammermusiksaal bereits an über 100 Konzerten mitgewirkt. „Blackmore's Musik Lounge" - als „Blackmore's Musikfabrik" Mitte 2014 an den Start gegangen - hält hier auf rund 350 Quad­ratmetern in einer prallen Wun­dertüte mehrmals wöchentlich ausgesuchte Leckerbissen für den Kulturgourmet zu zivilen Kartenpreisen zwischen 19 und 24 Euro bereit. Für jeden Ge­schmack dürfte hier etwas da­bei sein, ganz ohne Monokultur erstreckt sich das hochkarätige Angebot von Highlights aus dem Klassik-Bereich über Flamenco-, Chanson-, Blues- und Jazz- Darbietungen bis hin zu Tanz und Lesungen mit Clemens von Ramin. Meisterkonzerte wech­seln mit Einführungskonzerten, renommierte Solisten mit Kam­merensembles, und im Rahmen des Projektes„Operandum" wer­den ausgewählte Opernpartien und -szenen präsentiert. An den Wänden stellen angesehene Bildende Künstler ihre Werke aus: derzeit präsentiert Harald Wolff (Berlin/Paris) seine Arbeiten. So ist ein Begegnungsort mit 200 Plätzen entstanden, an dem der Kulturfreund in stressfreier Atmosphäre hautnah mit der Kunst und deren Vermittlern zusammentrifft, sie genießt und sich über sie austauschen kann, - entspannt bei einem Glas Wein an der Bar zum Ausklang einer Veranstaltung. Kultur zum Anfas­sen, wie man sie auf diesem ho­hen Niveau sonst wohl nirgends findet.

Mit dem Anspruch höchste Qua­lität zu bieten, ist ein strahlendes Dreigestirn als Leitungsteam in derLounge tonangebend,das aus angesehenen Musikern und erfahrenen Kultur-Fachleuten besteht: Professor Wilfried Strehle, der langjährige Solo-Bratscher der Berliner Philharmoniker und Mitbegründer des Brandis Quar­tetts, fungiert als künstlerischer Leiter mit einem großen Herzen für die Kammermusik. Der Grün­der des mit dem europäischen Kammermusikpreis ausgezeich­neten Trio-Berlin spielt derzeit bei den Philharmonischen Freunden Wien-Berlin. Er lehr­te an der Orchester-Akademie der Berliner Philharmoniker, ist Gastprofessor der Universität der Künste Berlin und gibt außerdem in der Music Lounge und weit- weit Meisterklassen. „Mit Schmargendorf fühle ich mich verbunden", erklärt Strehle, der seit 1971 in dem Bezirk wohnt und für die Programmauswahl zuständig ist. Aus seinem über die Jahre gewachsenen Kontaktpool schöpft er renommierte Künstler, befreundete Musiker und Solisten sowie Meisterschüler, die in der fast intimen Lounge-Atmosphäre einerseits frei durchatmen, andererseits aber auch Bühnenerfahrung mit einem Publikum zum Anfassen sammeln können; „Denn das Meiste lernt man auf dem Podium", betont der Musiker, der mit Leidenschaft und Freude auch dem hochbegabten Nachwuchs und manchem virtuosen Einzelkämpfer eine Chance und Unterstützung in der Music Lounge bietet.

Dylan Blackmore, Inhaber und Namensgeber der Blackmore's Namensgeber der Blackmore's Seite. Als Meisterklassenschüler studierte der u. a. bei Yehudi Menuhin Violine und war 2005 in Portugal Preisträger beim internationalen Violinwettbewerb ,,Julio Cardona". Er ist Begründer der Mieler Schlosskonzerte. Als gefragter Solist und Kammermusiker europaweit unterwegs, bekleidet er führende Positionen in bedeutenden Orchestern, so auch im Rundfunk-Sinfonieorehester Berlin. Als Organisator Internationaler Meisterkurse bringt er das notwenige Knowhow für die Kurse in der Music Lounge mit. Und dann ist da Dr. Wilhelm Wiegreffe, Autor und Journalist, jahrelang führend in der Berliner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, für die UNESCO und als Leiter der Intendanz von RIAS Berlin tätig. Funktionen im Deutschlandradio schlossen sich an, und oft war er international unterwegs, häufig im Auftrag des Goethe-Instituts. Bereits länger engagiert er sich in Berlin für junge Künstler und ihre Kunst, veranstaltet aber als Buchautor auch eigene Lesungen. Organisation, Gespräche und die Tatsache, dass es nicht nur Klassik sein muss, gehen auf seine Initiative zurück - die Virtuosität bleibt auch dabei nicht auf der Strecke.

Da bei allem Idealismus sich Blackmore's Music Lounge, die keinerlei finanzielle Förderung erhält, auch wirtschaftlich tra­gen muss, wird das männliche Dreigestirn beim Füllen der Wundertüte von zwei jungen Damen im PR-Bereich unterstützt. Und so sind die Fünf bestrebt, weit über die Bezirksgrenzen hinaus den Namen der verkehrsgünstig gelegenen „Blackmore's Music Lounge" als qualitativ hochwertigen Kulturtipp klingen zu lassen. „Kooperationen mit den Nach­barbezirken und mit Schulen könnten wir uns gut vorstellen", formuliert Wiegreffe, und denkt dabei auch an die Nachwuchs-förderung. Für stimmungsvolle ­Stunden kann der Kammermu-siksaal gemietet werden. Der anspruchsvolle Kulturfreund darf also gespannt sein, was die Schmargendorfer Wundertüte zukünftig noch an Bonbons be­reithält.

Jacqueline Lorenz